Edith Stein
Jahrbuch

Jahreszeitschrift für Philosophie,
Theologie, Pädagogik,
andere Wissenschaften, Literatur, Kunst

Band 5, 1999

Das Christentum (II. Teil)

 

Ein Gespräch mit Edith Stein

Rose Staudt

 

Rose: Im Buch Sirach 3, 21-23 steht geschrieben: »Such’ nicht zu ergründen, was dir zu wunderbar ist, untersuch’ nicht, was dir verhüllt ist. Was dir zugewiesen ist, magst du durchforschen, doch das Verborgene hast du nicht nötig. Such’ nicht hartnäckig zu erfahren, was deine Kraft übersteigt. Es ist schon zu viel, was du sehen darfst.« Was ist damit gemeint?

Edith: Der Mensch muss die Art und die Grenzen seines Daseins akzeptieren und lieben, für das Geschenk des Lebens dankbar sein, vor dem Geheimnis des Seins still sein Haupt beugen.

Rose: Dein Name, Edith-Teresia Benedicta a Cruce, vereint die beiden großen spanischen Mystiker Teresia von Avila und Johannes vom Kreuz. Bedeutet das, dass du dich in ihrem Sinne als Mystikerin betrachtest, obwohl du wiederholt geschrieben hast, dass das innere Seelenleben verborgen bleibt?

Edith: Mystik bedeutet geistige Sammlung. Mystiker ist ein Mensch, der gesammelt und konzentriert auf das Wesentliche hin lebt.

Rose: Was ist das Wesentliche?

Edith: Das Wesentliche ist, den eigenen Weg zu finden, im kleinen persönlichen Weg den großen göttlichen Weg zu verwirklichen. Diese Übereinkunft von individuellem und kosmischem Leben nennen die Mystiker die Vereinigung des Menschen mit Gott.

Rose: Wie geschieht diese Vereinigung?

Edith: Sie geschieht in einem schmerzhaften Prozess, in dem die vom Ganzen trennende Selbstbezogenheit gebrochen, die negativen Neigungen der Egoität gereinigt und positiv verwandelt und so die Spitze der Selbstverwirklichung erreicht wird. Erst auf dieser Höhe ist der Mensch bewusst eins mit dem Ganzen. Da offenbart sich der einzige Sinn: die Identität der Selbstliebe und der Liebe zum Absoluten. Das Absolute, das die Sprache der Menschen Gott nennt, das einzige Eine, das sich in der Vielfalt von Seienden offenbart. Es ist daher überall wirklich anwesend, aber nirgends als solches anzutreffen. Der Mystiker erblickt die Identität dieser Differenz und erfährt Liebe und Zorn des Wesens aller Wesen. In der Ekstase dieser Offenbarung drücken sich Schreck und Freude über den Sinn des Phänomens Mensch im kosmischen Prozess aus.

Rose: Das ist wunderbar. Aber kann der Mensch ein so überwältigendes Ereignis verstehen?

Edith: Das Wort Sirachs »Such’ nicht zu ergründen, was dir zu wunderbar ist« gilt besonders hier. Was sich in der individuellen Verwirklichung des großen göttlichen Verwandlungsprozesses ereignet – die Schmerzen der Erfahrung der Brechung der Egoität sowie die Wonne der ekstatischen Selbsterfahrung als Ganzheitserfahrung – kann weder begründet noch erklärt noch eigens mitgeteilt werden. Es ist das Geheimnis schlechthin, vor dem sich der Mensch ehrfurchtsvoll beugen muss. In diesem Sinne habe ich geschrieben, dass das innere Seelenleben verborgen bleibt. Doch stellt die ekstatische Vereinigung mit Gott, dem großen Einen, die menschliche Erfahrung schlechthin dar, das Ziel des Phänomens Mensch auf Erden, das Natur und Welt erhellen soll. So strahlt der geläuterte Mensch Licht und Reinheit aus, die andere Mitmenschen zu berühren, zu erwecken und anzuspornen vermögen. Dergestalt offenbart sich das Verborgene, zeigt sich durch den Menschen das Göttliche.

Rose: Stationen deines Lebensweges: geboren in einer jüdischen Familie, die den Glauben der Überlieferung pflegte, gläubige Jüdin, später religiöse Indifferenz, schließlich wissenschaftlicher Atheismus, dann ein weiter Weg über eine rational-philosophische Grundhaltung zum christlichen Glauben, zum Karmel, zur mystischen Erfahrung. Inwiefern haben diese Lebenserfahrungen zur Gestaltung deiner Persönlichkeit, deines Denkens und deiner Mystik beigetragen?

Edith: Während meines irdischen Lebens ist mir das Leiden in höchstem Maße zuteil geworden. Missbrauch, Ablehnungen, Enttäuschungen, Erniedrigungen, die auf Grund meiner jüdischen Volkszugehörigkeit und meines Geschlechtes geschahen, haben mich wiederholt den Bruch des Todes zutiefst erleiden lassen. Nur durch die Gnade der ständigen Wiedergeburt konnte ich meinen Weg weitergehen. Rückblickend entdecke ich jetzt dennoch eine Kontinuität, die sich im Durchgang durch diese Verschiedenheit von Welten um so tiefer und reicher gestaltet hat. Es war ein gesegneter Lebenskreis. Ich habe nie etwas verlassen. Mit jedem neuen Schritt habe ich den ganzen Weg neu gewonnen. Meine Bekehrung zum Christentum war nicht ein Abschied vom Gott meiner Väter, sondern Neuentdeckung, Vertiefung durch die Erfahrung seiner menschlich gewordenen Vaterschaft und Mütterlichkeit in den Gestalten Christi und seiner jüdischen Mutter. Die Grunderfahrung meiner Jugend, die mich geistig geprägt und bis zum Tode begleitet hat, war die Begegnung mit der Husserlschen Phänomenologie. Im Karmel habe ich sie nicht aufgegeben, sondern über Husserl hinaus neu entdeckt, vertieft, Leben werden lassen. Die Spiritualität des Karmel ist eine Spiritualität der Innerlichkeit, der Stille, der geistigen Beschauung, der kontemplativen Zurückhaltung. Erst im Kloster habe ich die Tragweite dessen verstanden, was Husserls Wesensschau eigentlich wollte. Von Anfang an hat mich nicht so sehr interessiert, was der Meister selbst sagte. Wie alle Menschen täuschte er sich auch über seine eigenen Intentionen. Mich beschäftigte aber sehr, was das Phänomen der von ihm initiierten Phänomenologie der Menschheit bringen wollte. Im Kölner Karmel ging es mir auf: ein aus dem Ernst der Stille gelebtes Leben, ein Leben aus der Tiefe des Lebenssinnes und aus der Weite der Liebe zu sich selbst, zur Welt und zu den Mitmenschen aller Rassen, Kulturen und Religionen, ein Leben, das weniger theoretisch als durch den Frieden in der eigenen kleinen Welt zur Verwirklichung des Weltfriedens beiträgt.

Rose: Ist die Phänomenologie nicht letztendlich eine bloße Denkmethode, ein Werkzeug ohne Inhalte und als solches mit der christlichen Philosophie unvereinbar? Führt die Phänomenologie als areligiöse Interpretationsmethode nicht eher vom Christlichen weg?

Edith: Als Lehre von den Erscheinungen wird die Phänomenologie oft nur negativ als bloße Beschreibung missverstanden, welche die entscheidende Frage übergeht, was das Seiende in seinem Wesen und Sein ist. So gesehen wäre Phänomenologie der absolute Gegensatz zur Ontologie, die nicht nur das Erscheinen des Seienden für den Menschen beschreibt, sondern das Seiende im Hinblick auf das Sein betrachtet. Die negative Auffassung entspricht nicht der Husserlschen Absicht. Wenn Husserl so oberflächlich gewesen wäre, wären Denkerinnen und Denker wie Conrad-Martius, Reinach, Max Scheler, Ingarden und Heidegger nicht zu ihm gegangen. Wir alle wären nicht zu ihm gegangen. Aber um den Meister bildete sich eine große Gruppe von begeisterten Schülern aus allen Wissenschaftszweigen, die in der neuen Denkform die Zukunft der Philosophie im Dienste der Menschheit witterte. Im Gegensatz zu einer bloß redenden Philosophie wollte die Phänomenologie eine Arbeitsphilosophie sein. Sie vermeidet unbegründete Konstruktionen und leere Spekulationen dadurch, dass sie sich an das hält, was sich zeigt, das heißt an die Erfahrung. Von daher erhellt sie Wesen, Sein und Sinn des Seienden. So lässt sich eine fundierte Ontologie des Wirklichen entwerfen. Dazu gehören alle Erscheinungen der Natur und des Lebens des Menschen. Zu den wichtigsten Dimensionen des menschlichen Lebens gehört natürlich die religiöse. Die Phänomenologie kann dem Verständnis der göttlichen Gestalt Jesu und überhaupt der christlichen Offenbarung sehr entgegenkommen. Sie kann auch für die Erhellung der mystischen Lebenswelt von Bedeutung sein. Aber auch umgekehrt: Die Phänomenologie kann von der Mystik viel lernen. Von Anfang an lauerte bei den Phänomenologen die große Gefahr, in bloße Worte, Kategorien und Ideen zu verfallen und so genau das zu wiederholen, wogegen die Phänomenologie aufstand. Sogar der Meister erlag ziemlich früh dieser idealistischen Gefahr. Ich sagte es ihm. Husserl näherte sich später der Mystik, er las u.a. Meister Eckart mit großem Interesse. Es tat ihm persönlich gut, aber für seine wissenschaftliche Philosophie konnte er die neuen Erfahrungen nicht mehr verwenden.

Rose: Was könnte die Phänomenologie heute von der Mystik lernen?

Edith: Vieles und Entscheidendes. Zunächst einmal die Grundhaltung. Mystik nennt eine geistig gesammelte, durch Ernst und Konzentration gekennzeichnete Daseinsform, die von der inneren Tiefe her lebt. Der Mystiker hat einen Blick für die Innenseite der Phänomene. Er erblickt in deren äußerer Erscheinungsform das Wesen. Er schaut in den Dingen die Seele und findet darum überall Gott. Viel reden, wenig denken und kaum arbeiten entspricht nicht dem phänomenologischen Geist. Husserl wollte nicht, dass man nur über seine Phänomenologie redet. Phänomenologie sollte nicht nur Husserl-Philologie sein. Bei seinen Schülern wünschte er eine solche innere Grundhaltung, die den Ernst des Lebens und die Würde der Philosophie in sich vereint und erwartete von ihnen kreative Arbeit. Wichtig war ihm die Ernsthaftigkeit der Forschung und die verantwortungsbewusste Zusammenarbeit mit den Wissenschaften. Gerne nannte er den Phänomenologen »Arbeiter des Geistes im Dienste einer philosophia perennis zum Wohle der Menschheit«. Dann sollte sich die Phänomenologie bei der Wahl ihres Themas von der Mystik führen lassen. Wenn die Phänomenologie in den Erscheinungen und durch sie das reine Wesen sucht und diese Klärungsarbeit als einen Dienst an den Menschen versteht, dann ist es äußerst wichtig, sich an die richtigen Erscheinungen zu wenden. Dem Menschen muss ein Spiegel seines Wesens vorgehalten werden, in dem er seine Entfaltungsmöglichkeiten zum Absoluten hin sehen kann. Die reinsten und höchsten Selbstverwirklichungsformen des Menschseins sind aber in der Mystik enthalten, wo die Identität von Individuum und Ganzem erreicht wird. Wahre Wesensschau ist nur mystisch möglich. So muss man sagen, dass die Phänomenologie nur durch die Mystik ihr Ziel erreichen kann.

Rose: Geschieht echte Phänomenologie nicht dann vielleicht meistens außerhalb der Fachphänomenologie?

Edith: Oft ist es so.

Rose: Kann Mystik auch außerhalb der Religionen geschehen?

Edith: Ja. Gott ist überall. Die Existenz solcher gotterfüllter Menschen in allen Kulturen und zu allen Zeiten rechtfertigt die sonst katastrophal verlaufende Geschichte.

Rose: Mystisches Erleben »entrückt« vielleicht zeitweilig die Seele sowie den Verstand, aber im Nachhinein wird die mystische Schau denkend nachvollzogen.

Edith: Zum Kern der Mystik gehören nicht primär die außergewöhnlichen ekstatischen Phänomene, welche die Menschen so sehr faszinieren. Ganz im Gegenteil. Johannes vom Kreuz war ein scharfer Kritiker solcher leiblicher Ekstasen, die oft Selbstbetrug sind. Mystik nennt primär eine sehende und liebende Grundhaltung. Doch die Liebe ist manchmal so groß, dass sie auch leiblich erscheinen kann. Über die Echtheit dieser Ekstasen entscheidet die Authentizität des Lebens.

Rose: Der Psalmist sagt in Psalm 63, 2: »Gott, du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir.« Was ist damit gemeint?

Edith: Das Wesen des Menschen ist Sehnsucht nach dem Unendlichen. Daher rührt seine grundsätzliche Unzufriedenheit. Kaum hat er etwas erreicht, wird er wieder vom Drang nach mehr und anderem erfasst. Alles erweist sich ihm als zu wenig. Alles langweilt ihn schließlich. Es ist die abgründige Sehnsucht nach großer, unvergänglicher Liebe, die sich so äußert. Möge eines Tages Friede auf Erden sein, damit sich dem Menschen die Augen des Herzens öffnen. Dann könnte er entdecken, dass überall in der Endlichkeit das Unendliche anwest. Gott war, ist und bleibt immerwährend derselbe – in Zeit und Ewigkeit, im Himmel wie auf Erden. Im Himmel wird er gesehen, auf Erden nur geglaubt, gehofft und oft auch ignoriert.

Rose: Edith, ist Gott eine Person? Ist der Glaube an einen persönlichen Gott richtig? Ist Er als personales Gegenüber in der mystischen Erfahrung fühlbar?

Edith: Was Gott nennt, kann mit menschlichen Worten, Begriffen und Bildern nicht erreicht werden. Mit dem Namen Gott ist Ursprung, Geschichte, Sinn und Ziel der Wirklichkeit gemeint. Die Wiege des Seins. Die Mitte eines jeden Seienden. Der tiefste Kern der menschlichen Seele. Das Unendliche, das überall ist, aber uns ständig entgeht. Gott ist weder zeitlich noch ewig, sondern die Identität beider und der Sinn der Trennung. Gott ist weder Person noch Wesen, sondern das Persönliche der Person und das Wesenhafte des Wesens. Gott ist weder männlich noch weiblich, sondern die Einheit beider, der Sinn des Unterschiedes, die Notwendigkeit der Trennung und die Ekstase der Wiederkunft. Der Himmel ist nicht oben und die Erde nicht unten. Der Himmel ist auch unten und die Erde auch oben. Gott ist die Mitte, die Höhe und Tiefe verbindet. Gott ist das Sein und das Nichts, folglich das Herz des Werdens und der letzte Sinn des geschichtlichen Geschehens. Gott ist der Grund von allem, unfasslich an sich, doch überall anwesend.

Rose: Auch in Auschwitz?

Edith: Auch dort. Als das Geheimnis des Schreckens und der sinnlosen Vernichtung. Das Licht gäbe es nicht ohne die Finsternis, und ohne die Kälte auch nicht die Wärme. Aber der schreckliche Gott, Deus terribilis, ist in seiner innersten Mitte Liebe, die das Sein aus dem Nichts unaufhörlich schafft, Leben spendet, bestraft, annimmt und vergibt. Den Gott, der dich grenzenlos liebt und deine Rückkehr aus der Zerstreuung stets erwartet, kannst du in deinem Herzen und außen in der Natur und auf der Welt erfahren. Denn er ist überall.

Rose: Im Buch der Weisheit steht geschrieben: »... denn Gott liebt nur den, der mit der Weisheit zusammenwohnt.« Könnte man schließlich diesen Gedanken für dein letztes Engagement in der Vermittlerrolle zwischen Philosophie und Glaubensweg durch die Kreuzeswissenschaft annehmen?

Edith: Gott liebt alles, da Er alles ist. Alles stammt von ihm und alles kehrt zu ihm zurück. Gott lebt im Leben, leidet im Leiden, liebt in der Liebe und stirbt in jedem Tod. In den Konzentrationslagern starb Gott millionenfach. Millionenfach stirbt er weiterhin unter dem Schwert der menschlichen Gewalt. Aber das Leben geht weiter. Gott ist das Kreuz und die Auferstehung, die Grausamkeit des Karfreitags und die Freude der Wiedergeburt. Das Geheimnis der Geschichte und die Helle des Alltags. Nach einem langen Leidensweg durfte ich in der Abgeschiedenheit des Karmel Frieden finden. In der Stille und in der Vorahnung des kommenden Schreckens schrieb ich im Anschluss an Johannes vom Kreuz die Grundzüge des mystischen Weges phänomenologisch nieder. Ja, meine Absicht war auch, die Philosophie mit dem Leben zu versöhnen und der Wissenschaft ein Urphänomen zu zeigen, das sie verdrängt: Zur Substanz des Lebens gehört das Leiden. Keine Philosophie, keine Theologie, keine Wissenschaft, keine Literatur und keine Politik, die ihre Aufgabe ernst nimmt, darf am Leiden des Menschen und der Natur weder vorbeidenken noch vorbeireden.

Rose: Nach langer Zeit der Ablehnung fangen jetzt Philosophen, Theologen und Wissenschaftler an, auf dich zu hören. Vielleicht verstehen sie endlich, worum es im Leben geht und werfen das Steuer herum.

Edith: Auf Erden hat die Unkultur des Lärms und der Hektik, der Hemmungslosigkeit, des Opportunismus, der Kommerzialisierung und der Korruption ihren Höhepunkt erreicht. Dieser Ungeist hat auch Philosophie, Theologie und die Wissenschaften erfasst. Doch im Medium der Unreinheit kann der Mensch nicht leben. So ist jetzt der Beginn einer Rückkehr zur Sauberkeit in der Lebensführung, zur Ernsthaftigkeit und Verantwortung in der Forschung und zur Tiefe des Denkens in der Philosophie festzustellen. Philosophen, Theologen und Wissenschaftler haben in letzter Zeit viel geredet, doch wenig gesagt. Sie haben sich von der Unruhe des Leistungsdrucks vereinnahmen und von der Last der Ruhmsucht erdrücken lassen. Die Menschen müssen und wollen auch das Schweigen und die Bescheidenheit lernen. So könnte endlich eine Kultur der Stille, der Zurückgezogenheit, der Zurückhaltung aufgehen und der Liebe und dem Frieden zur Wiege werden.

Rose: Zu deiner Zeit hat es gleichzeitig mehrere echte Philosophen gegeben, die, da sie das Können besaßen, fachlich verantwortungsbewusst waren. Sie haben auch ein entsprechend wertvolles Werk hinterlassen. Doch sie waren von der Ruhmsucht getrieben und innerlich unruhig. Max Scheler z.B. starb früh, Heidegger lebte lang. Aber zerrissen waren sie beide gleichermaßen.

Edith: Menschsein ist auf Erden zu allen Zeiten schwierig. Und Philosophen sind auch nur Menschen.

Rose: Auf die Frage deiner Mitphilosophin und Freundin Hedwig Conrad-Martius nach etwaigen mystischen Erfahrungen hast du geantwortet: »Mein Geheimnis gehört mir.« Was hast du damit gemeint?

Edith: ...

Rose: Am 11. Oktober 1998 wurdest du in Rom heilig gesprochen. Du wirst der ganzen Welt und der Geschichte als Vorbild, Mahnung und Hinweis vorgestellt. Dadurch wird dein Einfluss noch größer werden, ja mit der Zeit enorm sein. Deiner Person und deinem Werk, deinem Denken und deinen Schriften, deiner Gestalt wird epochale und interkulturelle Bedeutung zukommen. Vielleicht könntest du eines Tages in der ganzen Welt das bewirken, was Thomas von Aquin im Abendland geschaffen hat: die Einheit des Denkens. Wie verstehst du nach der Heiligsprechung deine Rolle in der Geschichte? Wie siehst du die Zukunft der Welt?

Edith: ...

 

Zurück zur Hauptseite

 

 

Diese wird vom Teresianischen Karmel in Österreich verwaltet (webmaster@karmel.at)