Der Echte Karmelitengeist –
aus Natur und Tradition
Echter Karmelitengeist –
das Rezept wird unter eidlicher Verschwiegenheit nur von Mönch zu Mönch weitergegeben
Foto: Humanis/Varga
Der Ursprung auf dem
Berg Karmel in Palästina
Der Echte Karmelitengeist ist ein Destillat aus Kräutern, das von Einsiedlern auf dem durch seine herrliche Flora im Orient weit und breit bekannten Berg Karmel in Palästina um das Jahr 1200 seinen Ausgang nahm. Angewiesen auf natürliche Heilmittel, versuchten diese Eremiten, der Natur ihre Gesundheit fördernde Kräfte zu entlocken. So entdeckten sie eine Anzahl von Kräutern, Sträucher und Bäumen, die sich durch ihren Saft, Blüte, Rinde, Wurzel oder Samen wohltuend und stärkend auf den menschlichen Organismus auswirkten.
Dank ihrer Verbundenheit, sowie durch Zeit und Erfahrung lernten die Einsiedlermönche die heilsame Wirkung der Kräuter und Gewürze immer mehr kennen und schätzen. So ist es ihnen schon lange vor der heutigen „Biowelle“ gelungen, die in den Pflanzen verborgenen Kräfte für das leiblich – seelische Wohl der Menschen nutzbar zu machen. Denn in damaliger Zeit waren gerade auch die Klosterbewohner und Einsiedler Helfer und Ratgeber in den Nöten der Seele und des Leibes. So entstand in der dortigen Klosterapotheke das später weithin bekannte „Karmelwasser“.
Berg Karmel
Vom „Karmelwasser“ zum
„Ächten Karmelitengeist“
Als unsere Väter, die Karmeliten,
im 13. Jahrhundert nach Europa übersiedelten, verwerteten sie auch hier ihre bereits erworbene Kenntnisse in der Heilkunde. Jede Mönchsgeneration nützte die Erfahrungen der Vorgänger und ergänzte das Tränklein mit weiteren Zutaten.
Es ist schriftlich bezeugt, dass 1622 im Pariser Karmelitenkloster „Eau de Carmes“ erzeugt und als bekannter und begehrter Kräutergeist auch in andere Länder gebracht wurde. Richtungsweisend für die so geschätzte Wirkung und das einzigartige Aroma des „Karmelwassers“ waren die Anstrengungen des 1666 in Tirol geborenen Karmelitenapothekers Frater Camillus vom hl. Johannes. Sein Gespür für die Kräfte der Natur und sein großes Interesse an der Weiterentwicklung des „Karmelwassers“ machte ihn, wie die Chronik berichtet, weit über seine Heimatprovinz hinaus bis Neapel hinunter bekannt. Es gelang ihm nach vielen Versuchen, durch seinen Melissengeist und andere Heilwasser, sowie durch seine außergewöhnliche Erfahrung in der Chirurgie, die ausgezeichnete und wohlabgestimmte Zusammensetzung von 26 in der klösterlichen Praxis sich schon seit Jahrhunderten bewährten Kräutern und Gewürzen zu finden, die seither schon Millionen von Menschen Gesundheit und Wohlbefinden gebracht hat.
Unter dem Namen „Ächter Karmelitengeist von den barfüßigen Carmelitern“ wurde sein Destillat weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt.
So wurde auch im Regensburger Karmelitenkloster seit 1721 Karmelitengeist destilliert,
unter anderem auch nach Wien geliefert und von den Karmelitenpatres verkauft.
Der Beginn der Eigenproduktion in Österreich im Jahr 1751
Seit dem Jahre 1722 wurde Karmelitengeist, auch Melissengeist genannt, im Kloster zu Regensburg hergestellt und in großen Mengen im Wiener Karmelitenkloster zum Kauf angeboten. Mit königlicher Weisung wurde aus finanzpolitischen Gründen die Einfuhr von Karmelitengeist aus Bayern untersagt, was die österreichischen Karmeliten veranlasste, umgehend mit der Herstellung von eigenem Karmelitengeist zu beginnen, damit die Versorgung der österreichischen Bevölkerung sicher gestellt sei.
Am 26. April 1751 schreibt unser Klosterchronist:
Bis jetzt wurde immer Regensburger Melissengeist und zwar viel von unseren Patres in Wien verkauft zu Gunsten der bayrischen Provinz.
Da kam plötzlich von der königlichen Regierung das Verbot, dass dieser Geist, um dessen willen so viel Geld aus dem Reiche geht, ferner von den Unsrigen nicht mehr in Wien verkauft werden dürfte, zumal da die Wiener Apotheker denselben auch herstellen könnten, wie sie sich angeboten und auch eine Probe geliefert haben, aber zu ihrer eigenen Schande und zu nicht geringem Nachteil des Ganzen, da nämlich die erwartete und vom andern erreichte Wirkung nicht erreicht wurde.
Deshalb schien es nach Konsultieren auch der Hofärzte für notwendig, dass einer aus den Unsrigen unterrichtet und eine Fabrik errichtet werde, in der zu Wien jener Geist hergestellt und so das Volk befriedigt werden könnte, wie es denn auch mit Hilfe des P. Gabriel und glücklichem Erfolge in der oben erwähnten kurzen Zeit geschah.
Obgleich durch ganz neue spezielle königliche, den Apothekern gegebene Privilegien allen und jeden Einzelnen, sowohl Religiosen als auch Laien, strengstens verboten wurde, dass sich jemand zum Nachteile der Apotheker in die Herstellung von Medikamenten mische oder solche verschleiße, wurde nichtsdestoweniger der Melissengeist uns frei zugestanden.
Karmelitengeist trotz Klosteraufhebung
Der Echte Karmelitengeist war auf Grund seiner vielseitigen Bewährung beim Volke so beliebt, und verbreitet, dass zur Zeit Josefs II., als auch das Wiener Kloster in der Taborstrasse (1842) aufgelöst wurde der „Bruder Geistbrenner“ oder „Frater Spiritual“, wie ihn die Leute zu nennen pflegten, auf Anordnung der staatlichen Behörden hin im aufgehobenen Kloster verbleiben musste, um den Echten Karmelitengeist weiterhin zu erzeugen. 1901 wurde die Brennerei vom Kloster in der Taborstrasse in das neu erbaute Kloster Silbergasse, Wien Dölbling, verlegt, wie auch der Chronist lapidar vermerkt:
„Am 1. Juli 1901 wurde im alten Kloster zum letztenmal und am 17. September desselben Jahres im neuen zum ersten Mal gebrannt.“
Karmelitenkloster Wien XIX.
Foto: The Best, Wels
Erlass des kaiserlich königlichen Ministeriums
Z.19186/1906 Wien, d. 21. September 1906
Die k. k. nö. Statthalterei hat mit dem Erlaß vom 21.VIII.06 anher eröffnet, dass zufolge Erlasses des
k. k. Ministeriums des Inneren vom 6.VIII.06 zu einem Verbote der Erzeugung und des Vertriebes des als Volksmittel seit vielen Jahrzehnten in Gebrauch stehenden Karmelitengeistes kein Anlass gegeben ist.
Nach Gutachten des pharm. Komitees des obersten Sanitätsrates stellt sich der Karmelitengeist als ein weingeistiges Destillat aus verschiedenen harmlosen, wohlriechenden und würzigen Pflanzenteilen dar, von denen alle ohne Ausnahme unbeschränkt im Handel erhältlich sind und teils als Gewürze, teils als Parfüme im Volke Verwendung finden.
(Aus der Klosterchronik)
Destillationsanlagen zur Herstellung des Echten Karmelitengeister
Foto: Humanis/Varga
Der Karmelitengeist,
die Behörde und die Hofärzte
Kein Einkauf aus Bayern – „da zu viel Geldes außer Landes gehe“
Schon nach den Wirren dieses (Dreißigjährigen) Krieges wurde zu Regensburg mit der Herstellung des Karmelitergeistes begonnen, welches Destillat in Wien verkauft wurde. So blieb es bis 1751. Dann erhob die königliche (böhmische) Regierung gegen diesen Verkauf Einspruch, da zu viel Geldes außer Landes gehe.
Der Karmelitengeist in Karmeliterhand
Bald nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges, der 1648 zu Ende ging, begann der Orden in Regensburg mit der Erzeugung des Likörs, der dann auch in Österreich verkauft wurde. Die Wiener Apotheker versuchten ohne Erfolg diesen Likör nachzuahmen.
Zwischen dem Orden und den Apothekern entstand ein langwieriger Rechtsstreit um die Erzeugung des Likörs, der von der böhmischen Hofkanzlei ungefähr um das Jahr 1742 zugunsten der Karmeliter entschieden wurde.
Den Karmelitern wurde das ausschließliche Recht, diesen Likör zu erzeugen, zugesprochen und ihnen volle Abgabenfreiheit gewährt.
Der Karmelitengeist vor dem Verwaltungsgerichtshof
Hier trug der Vertreter der unbeschuhten Karmeliter die Geschichte des Karmelitergeistes vor. Sie reicht bis zum Dreißigjährigen Krieg zurück. Der Krieg hatte Deutschland verheert und das deutsche Volk in schwere Sorgen gestürzt.
‚Es ist ein Brauch von altersher, wer Sorgen hat, hat auch Likör‘, sagten sich die unbeschuhten Karmeliter und sie begannen, zunächst in Regensburg, Karmelitergeist zu erzeugen. Der fromme Schnaps fand auch im frommen Oesterreich Eingang, und die Wiener Apotheker versuchten, ihn nachzumachen. Da ihnen aber der Ordensgeist fehlte, kamen sie nicht auf das Geheimnis des alleinseligmachenden Karmelitergeistes und vermochten nur ein sektiererisches Getränk zu erzeugen.
Um das österreichische Volk vor dem Irrglauben an den falschen Karmelitergeist zu bewahren, strengten die unbeschuhten Karmeliter einen Prozeß gegen die Apotheker an. Erst im Jahre 1742 wurde der Rechtsstreit von der böhmischen Hofkanzlei entschieden. Den unbeschuhten Karmelitern wurde das ausschließliche Recht auf Erzeugung des Karmelitergeistes zugesprochen.
Die Einschätzung der Hofärzte
Es fand auch ein Konsilium der Hofärzte statt, die den von den Ordensbrüdern erzeugten ‚Melissengeist‘ höher einschätzten als den bisher von den Wiener Apothekern erzeugten.
Echter Karmelitengeist wird ausschließlich nach Jahrhunderte alter Rezeptur von Pater Geistbrenner hergestellt
Foto: Humanis/Varga
Der Ursprung
Vom Karmelwasser ...
Der Beginn
Trotz Klosteraufhebung ...
Der kaiserliche Erlass
Der Karmelitengeist