Meditation über Maria, die Mutter des Erlösers und die Mutter des Karmel!

gehalten in der Kirche von Maria Jeutendorf am 16. Juli 2000

Meditationsmusik (Ave Maria gratia plena)

Schutzmantelmadonna1. Sprecher: Wenn wir heute das Fest Mariens, der Mutter und Zierde des Karmel feiern, so wollen wir in diesem Jubeljahr der Erlösung 2000 in besonderer Weise ihrer als der Mutter des Erlösers gedenken, wie der heilige Vater, Papst Joh. Paul II uns in diesem Jahr dazu einlädt. Die Mutter des Erlösers hat ja im göttlichen Heilsplan eine ganz besondere Stellung: denn "Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangten.

Diese Worte des heiligen Paulus lassen die Bedeutung Mariens im Geheimnis Christi und ihre aktive und beispielhafte Gegenwart im Leben der Kirche erkennen.

2. Sprecher: Auch in der Tradition des Karmel, der sich der Orden der Allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel nennt und der in besonderer Weise der Liebe zu Maria und ihrer Verehrung geweiht ist , durchdringt die Gegenwart Marias die gesamte Karmelberufung. So erhält alles was das Leben im Karmel ausmacht, das Gebet, das gemeinschaftliche Leben, die Arbeit in Stille und Einsamkeit, sowie die dem Orden eigene Lebensstrenge ein marianisches Gepräge, einen marianischen Stil.

Meditationsmusik ( Flos carmeli mit Flöte )

3. Sprecher: Schon die ersten Karmeliten, die im 12. Jht. auf dem Berg Karmel als Einsiedler in den dortigen Höhlen wohnten hatten Maria zu Ehren eine Kapelle erbaut, und wußten so die Gottesmutter in ihrer Mitte gegenwärtig, wie Maria inmitten der Jünger und Apostel im Abendmahlsaal betend und ermutigend gegenwärtig war. Zu allen Zeiten, auch in unserer ist Maria inmitten derer gegenwärtig die Gott suchen, ist gegenwärtig unter denen die in seinem und um seinen Geist beten.

1. Sprecher: Der Karmel ist der Orden, der, wie schon angedeutet, in besonderer Weise der Liebe zu Maria und ihrer Verehrung geweiht ist. Maria wird verehrt und geliebt als Zierde des Karmels, als Mutter und Schwester der Karmeliten. Diese Weihe an Maria drückt sich einerseits aus durch die Ordensgelübde, die immer auch ein Versprechen an Maria sind und drückt sich weiters aus durch das Ordenskleid. Die heilige Teresa von Avila, die Reformatorin des Karmel erinnert ihre Schwestern immer wieder daran, dass sie den Habit, das Kleid der heiligsten Jungfrau tragen. Sie sagt:

2. Sprecher: Meine Töchter, ahmen wir die Heiligste Jungfrau, deren Habit wir tragen, in ihrer großen Demut ein wenig nach! Denn so sehr wir uns auch zu demütigen meinen, bleiben wir doch weit hinter dem Anspruch zurück, der darin liegt, Töchter einer solchen Mutter zu sein.

Gesang ( Flos carmeli lat. 1. Str. )

3. Sprecher: Seit dem 16. Jht. wurde immer mehr das Skapulier, das Schulterkleid der Karmeliten Ausdruck der Weihe an Maria, auch für die dem Karmel innerlich verbundenen Gläubigen. Was will nun dieses Schulterkleid , das Gewand, das Maria uns anlegt, ausdrücken? Gewiss dies, dass wir Maria als unsere Mutter lieben und in kindlicher und vertrauter Weise zu ihr sprechen. Es bedeutet weiter, dass wir uns unter dem besonderen Schutz Mariens wissen. Sie wird, wenn wir das ersehnen, uns vor dem Bösen bewahren und uns in unseren Anfechtungen beistehen und stärken. Die hl. Teresa berichtet im Buch ihres Lebens von einer Vision die ihr zuteil wurde, nachdem sie das erste Kloster gegründet hatte. Sie sagt:

2. Sprecher: "Ich sah unsere liebe Frau in sehr großer Glorie, angetan mit einem weißen Mantel, unter dem sie uns alle zu beschützen schien.

1. Sprecher: In den Schriften der hl. Edith Stein finden wir Hinweise auf die Bedeutung des Skapuliers in dieser Hinsicht. Sie sagt.

2. Sprecher: " Als Zeichen ihrer besonderen Huld und ihres mütterlichen Schutzes hat uns Maria das Skapulier geschenkt.

Meditationsmusik ( Flos carmeli mit Flöte )

3. Sprecher: Das Kleid Mariens zu tragen hat aber auch noch eine andere Bedeutung. Es erinnert uns daran, die Haltungen Mariens anzulegen, nämlich ihre innige Verbundenheit mit Gott und ihren aufrichtigen Dienst am Nächsten. Wenn wir das Kleid Mariens tragen dann müssen wir auch die Geheimnisse Christi, die wir im Laufe des Kirchenjahres feiern, mit den gleichen Empfindungen und Haltungen zu begleiten suchen, wie Maria ihren Sohn von Bethlehem und Nazareth bis zu seinem Tod am Kreuz und zum Jubel der Auferstehung begleitet hat.

Gesang ( Flos carmeli 2. Str. )

1. Sprecher: Weil Maria, die Mutter des Erlöser, auch unsere Mutter ist und das durch die Übergabe des Skapuliers bestätigt, so müssen wir immer wieder auf diese unsere Mutter schauen um ihre Haltungen zu erlernen und einzuüben. Betrachten wir Maria , wie sie uns im Evangelium vorgestellt wird, etwa im Geheimnis der Verkündigung, so sehen wir, wie sie das Wort Gottes in Demut und Weisheit annimmt, darüber nachsinnt und gegenüber den Anregungen des Hl. Geistes ganz gelehrig ist. Sie ist, wie Papst Paul VI sie benennt, wahrhaft die hörende Jungfrau.

2. Sprecher: Weil sie stets auf Gott schaut und auf seinen Willen lauscht, kann sie die Antwort geben, die Gott von ihr erwartet. Sie sagt: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort". Maria spricht dieses Wort im Glauben. Im Glauben überantwortet sie sich ohne Vorbehalt Gott und gibt sich als Magd des Herrn ganz der Person und dem Werk ihres Sohnes hin. Und diesen Sohn - so sagt der hl. Augustinus - hat sie, noch bevor sie ihn im Leib empfing , im Geist empfangen: eben durch den Glauben! Zu Recht also lobt Elisabeth Maria: "Selig ist, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ."

Meditationsmusik ( Ave Maria gratia plena )

Hörende Jungfrau3. Sprecher: Während der Jahre des verborgenen Lebens Jesu in Nazareth ist auch das Leben Marias "mit Christus verborgen in Gott" durch den Glauben. Der Glaube ist nämlich eine Berührung mit dem Geheimnis Gottes. Maria ist ständig , täglich in Berührung mit dem unaussprechlichen Geheimnis Gottes , der Mensch geworden ist. Wenn Maria vom Augenblick der Verkündigung an der Sohn offenbart worden ist, von dem nur der Vater die volle Wahrheit kennt, so ist sie, die Mutter , mit der Wahrheit ihres Sohnes jedoch nur im Glauben und durch den Glauben in Berührung! Sie ist also selig, weil sie geglaubt hat und jeden Tag glaubt inmitten der Prüfungen und Widerwärtigkeiten in der Zeit der Kindheit Jesu und darüber hinaus.

Gesang ( Ave Maria gratia plena )

1. Sprecher: Betrachten wir Maria weiterhin im Evangelium, so begegnen wir ihr als der betenden Jungfrau. Beim Besuch der Mutter des Täufers Johannes strömt ihre Seele über in Worten der Verherrlichung Gottes,der Demut, des Glaubens und der Hoffnung. Davon spricht das Magnificat, das Gebet Mariens, das Lied der messianischen Zeiten, in dem der Jubel des alten und neuen Israel zusammenklingt. Denn im Lobgesang Mariens klingt das Frohlocken Abrahams an, der den Messias vorausahnte. Und in phrophetischer Schau erklingt im Lied Mariens die Stimme der Kirche: Hoch preiset meine Seele den Herrn.

2. Sprecher: Als betende Jungfrau erscheint Maria in Kana, wo sie den Sohn in mütterlicher Zartheit um Hilfe bittet, da sie die Verlegenheit der Brautleute bemerkt. Da wird ihr von ihrem Sohn ein Erweis seines Erbarmens zuteil und Jesus wirkt das erste seiner Zeichen und bestärkt die Jünger im Glauben an ihn. Als betende Jungfrau begegnen wir der Gottesmutter schließlich im Abendmahlsaal , wie wir in der Apostelgeschichte lesen: "Die Apostel verharrten einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu , und mit seinen Brüdern."

Meditationsmusik ( Ave Maria gratia plena )

3. Sprecher: Betrachten wir schließlich Maria bei der Darstellung im Tempel, so sehen wir sie als die opfernde Jungfrau. Denn die Kirche sieht in diesem Geschehen außer der Erfüllung der gesetzlichen Vorschrift der Opferung des Erstgeborenen und der Reinigung der Mutter ein Geheimnis, das sich auf die Heilsgeschichte bezieht. Es ist die Weiterführung der Hingabe, die das menschgewordene Wort beim Eintritt in die Welt dem Vater darbrachte. Der greise Simeon erkennt in dem Kind den Messias und begrüßt es als das Licht , das die Heiden erleuchtet und als die Verherrlichung Israels. Im Lichte des hl. Geistes hat die Kirche diesen prophetischen Hinweis verstanden, denn Simeon weissagt, das der Sohn ein "Zeichen sein werde, dem wiedersprochen wird, und er verbindet das Leiden des Sohnes mit dem der Mutter, deren Seele ein Schwert durchbohren wird, wie wir es unter dem Kreuz erfüllt sehen. In dieser Sicht spricht der hl. Bernhard zur Gottesmutter:

1. Sprecher: "Opfere, o geheiligte Jungfrau, deinen Sohn und bringe die gebenedeite Frucht deines Leibes dem Herrn dar. Opfere zu unser aller Versöhnung die heilige Hostie, die Gott wohlgefällt."

Meditationsmusik ( Christi Mutter... mit Instrumenten )

2. Sprecher: Als opfernde Jungfrau sehen wir Maria schließlich vereint mit Ihrem Sohn beim Werk der Erlösung auf dem Kalvarienberg, wo Christus " sich selbst als makelloses Opfer Gott darbringt"(Hebr.9,14). Maria steht beim Kreuze, indem sie tief mit ihrem Eingeborenen leidet und sich in mütterlicher Liebe mit seinem Opfertod verbindet. Liebend gibt sie die Zustimmung zum Tod des Opferlammes, das sie geboren hat und es auch ihrerseits dem ewigen Vater darbringt. Die hl. Edith Stein sagt uns von der Gottesmutter unter dem Kreuz:

Opfernde Jungfrau1. Sprecher: Ihr Schmerz ist tief wie das Meer, sie ist darin versunken, aber es ist ein ganz gebändigter Schmerz: Sie legt die Hand fest aufs Herz, damit es nicht zerspringen kann... der Kopf des Heilandes ist wie tröstend der Mutter zugewendet. Und das Kreuz ist ganz licht. Das lignum Crucis (Holz des Kreuzes) wird zum lumen Christi (Licht Christi).

Gesang ( Christi Mutter 2 Strophen )

3. Sprecher: Wenn wir nun Maria betrachtet haben, um uns ihre Haltungen anzulegen, so heißt das für uns, dass wir wie Maria, die hörende Jungfrau, unser Herz bei Gott haben sollen. Wir tun es, wenn wir das Wort Gottes, vor allem bei der Hl. Messe mit gläubigem Herzen aufnehmen, uns von ihm leiten lassen und dem Willen Gottes in unserem Leben Raum geben Wenn wir stets dort sind, wo wir gebraucht werden und wo Gott uns haben will. Wenn wir jeden Tag mit gläubigem Herzen aus der Hand Gottes entgegennehmen und Gott unser Ja schenken auch inmitten der Prüfungen, die uns das Leben mitunter bereithält.

Meditationsmusik ( Du hast ganz leis mich... Flöte + Klavier )

1. Sprecher: Wie Maria uns vorangeht, gehen wir so, eins auch mit der ganzen Kirche, den Pilgerweg des Glaubens. Und wie wir es bei Maria, der betenden Jungfrau gesehen haben, soll auch aus unserem Herzen das Gebet zu Gott emporsteigen. Das tägliche Gebet des vertrauenden Aufblicks zum Vater, das Gebet des Dankes und des Lobpreises, wie Maria es uns im Magnifikat vorjubelt und vorsingt und das fürbittende Beten für alle jene die sich sorgen oder leiden und für jene, die Gott noch nicht gefunden haben.

Meditationsmusik ( Mutter Maria mit dir will ich gehn... Flöte + Klavier )

2. Sprecher: Wollen wir treue Nachahmer und Kinder Mariens sein, so dürfen wir auch nicht davor zurückschrecken, mit ihr, der opfernden Jungfrau, den Kreuzweg zu gehen. Maria ist, wie uns die hl. Edith Stein sagt, das Urbild der Kreuzesnachfolger aller Zeiten, als Typus derer, die ein ihnen auferlegtes Leid hinnehmen und seinen Segen erfahren, indem sie es tragen. Christi Leiden und Tod setzen sich fort in seinem mystischen Leibe und in jedem seiner Glieder. Leiden und sterben muß jeder Mensch. Aber wenn wir lebendige Glieder am Leibe Christi sind, dann bekommt unser Leiden und Sterben erlösende Kraft, wie das Leiden der Mutter unter dem Kreuz.

Meditationsmusik ( Du hast ganz leis mich... Flöte + Klavier )

3. Sprecher: Wenn wir so, im Bemühen um die Haltungen Mariens ihr verbunden sind, dürfen wir vertrauen, dass sie sich als unsere Mutter erweisen wird. Wiederum sagt uns die hl. Edith Stein:

1. Sprecher: Maria liebt uns, sie kennt uns, sie ist bestrebt, einen jeden von uns zu dem zu machen, was er sein soll, vor allem: jeden in die nächste Verbindung zum Herrn zu bringen.

2. Sprecher: Und die sel. Sr. Elisabeth v. Dijon ruft vertrauend aus:

Betende Jungfrau 1 Sprecher: Diese Mutter der Gnade wird meine Seele formen, damit ihr kleines Kind ein lebendiges Abbild ihres Erstgeborenen, des Sohnes des Ewigen Vaters wird, ein Abbild dessen, der ein vollendetes Lob seines Vaters war.

2. Sprecher: Und wenige Wochen bevor die sel. Sr. Elisabeth 26 jährig stirbt erneuert sie dieses Vertrauen:

1. Sprecher: Die selige Jungfrau, dieses ganz lichte, von der Reinheit Gottes ganz reine Wesen, wird mich bei der Hand nehmen und mich in den Himmel führen.

3. Sprecher: Lassen auch wir uns von der Mutter des Erlösers, die auch die Mutter der Kirche, die Mutter des Karmels und unser aller Mutter ist, an der Hand nehmen und uns führen. Sie kennt den Weg. Vertrauen wir ihr!

Meditationsmusik (Du hast ganz leis mich... Flöte + Klavier und Gesang: Mutter Maria mit dir will ich gehn.)


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