Albert, Patriarch von Jerusalem
P. Silvano Giordano

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Siena, National-Pinakothek. Pietro Lorenzetti: Tafelbild oder Flügelaltar des "Karmel", Ausschnitt. Der Papst approbiert die Regel der Karmeliten.

Albert wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts zu Castrum Gualterii (das heutige Castel Gualtieri bei Guastalla oder Gualtirolo in der Diözese Reggio Emilia) aus der Familie der Avogadro oder - was eher zutreffen wird - aus der Familie der Grafen von Sabbioneta geboren. Im Jahr 1180 wurde er Prior der Chorherren vom Heiligen Kreuz in Mortara (Pavia), bei denen er als Chorherr eingetreten war. Vier Jahre später übernahm er das Amt des Bischofs von Bobbio, und im folgenden Jahr übersiedelte er nach Vercelli; diese Diözese leitete er 20 Jahre lang. Im Jahr 1191 fand eine Diözesansynode statt, bei der wichtige disziplinarische Dekrete erlassen wurden. Albert war ein Förderer der Kultur in seiner Kathedrale und bestimmte, daß drei Lehrer des Kapitels -, ein Theologe, ein Lehrer der Grammatik und ein Schreiber - unentgeltlich Unterricht geben sollten. Albert war auch in politischer Hinsicht sehr aktiv: er trat als Vermittler zwischen Papst Clemens III. und Friedrich Barbarossa auf, dessen Nachfolger Heinrich VI. die Kirchengüter von Vercelli unter seine Obhut nahm und Albert zum Fürsten des Reiches machte. Auf Veranlassung von Papst Innozenz III. übernahm er die schwierige Aufgabe, zwischen den Städten Mailand und Pavia (1194) und Parma und Piacenza (1199) Frieden zu schaffen. Für die Kanoniker von Biella verfaßte er im Jahr 1194 Statuten. Wichtiger war jedoch sein Eintreten für die Humiliaten, eine religiöse Gruppe, die sich spontan in Norditalien entwickelt hatte und die nun bestrebt war, im Raum der Kirche ihre juristische Anerkennung zu erhalten. Innozenz III. bildete eine Kommission, der Albert und zwei Äbte der Zisterzienser angehörten, und beauftragte diese, das Problem zu studieren. Aufgrund von Vorschlägen der Humiliaten selbst, die dann von der Kommission ausgearbeitet und von einer Gruppe von Kardinälen und schließlich vom Papst selbst durchgesehen wurden, kam eine im Jahr 1201 approbierte Regel zustande.

Als Soffredo, Kardinal von St. Praxedis und Legat von Palästina, auf sein Amt verzichtete, wurde Albert von den Kanonikern des Heilige Grabes zum lateinischen Patriarchen von Jerusalem ernannt. Warum gerade er gewählt wurde, wird klar, wenn man bedenkt, daß die Kanoniker vor allem Franzosen und Italiener waren und darum die Prälaten aus dem gesamten europäischen Raum kannten. Die Wahl wurde vom König von Jerusalem, Amaury di Lusignan, und von Petrus, dem Patriarchen von Antiochien gutgeheißen, und von Innozenz III. bekräftigt. Dieser verlieh Albert im Jahr 1205 das erzbischöfliche Pallium und ernannte ihn zu seinem Legaten im Heiligen Land für die Dauer von vier Jahren; auch erlaubte er ihm, für den Kreuzzug Geldmittel zu sammeln.

Mit einer genuesischen Flotte gelangte Albert in den ersten Monaten des Jahres 1206 an seinen Bestimmungsort und schlug seinen Sitz in San Giovanni d’Acri, dem heutigen Akko, auf. Die Stadt hatte zwar schon einen eigenen Bischof, aber für Albert war es nicht möglich, sich in Jerusalem niederzulassen, da die Stadt seit 1187 in den Händen der Mohammedaner war. Die Hauptaufgabe des Erzbischofs war es, unter den Anführern der Kreuzfahrer für Eintracht zu sorgen. Am 3. Oktober 1210 krönte er Johannes von Brienne zum König von Jerusalem, der mit Maria von Monferrato, der Erbin des Reiches, vermählt war. Als diese im Jahr 1213 starb, gelang es Albert, alle Kreuzzugsfürsten im Einvernehmen mit Johannes von Brienne zu erhalten. Beim Grafen von Tripolis, Boemund IV., wurde er vorstellig, um die Freilassung des Patriarchen von Antiochia, Petrus, zu erwirken, den dieser gefangen hielt. Durch seine Vermittlung mit dem Sultan von Ägypten erfolgte ein Austausch von Gefangenen. Albert schickte auch Legaten zum Sultan von Damaskus, um Friedensverhandlungen für das Heilige Land zu führen. Seine politischen und religiösen Unternehmungen wurden von Innozenz III. unterstützt, der seine Fähigkeiten zu schätzen wußte und es seinem Wirken zuschrieb, daß das Heilige Land in dieser Zeit nicht vollständig unter mohammedanische Herrschaft fiel. Am 19. April 1213 lud der Papst Albert ein, als Teilnehmer des Konzils nach Rom zu kommen, das im Jahr 1215 abgehalten werden sollte. Bei dieser Gelegenheit wollte man auch über das Problem des Kreuzzugs verhandeln. Der Patriarch von Jerusalem konnte der Einladung aber leider nicht mehr folgen. (Bild: Siegel des hl. Patriarchen Albert von Jerusalem. Vorderseite: ANASTASIS (Auferstehung); Rückseite: ALBERTUS JEROSOLIMITANUS).

Während er am 14. September 1214 in San Giovanni d’Acri an einer Prozession teilnahm, wurde er vom Leiter des Hospitals vom Heilige Geist, den er wegen schlechten Verhaltens abgesetzt hatte, erstochen.

Albert wird als Heiliger verehrt. Die Karmeliten begannen im Jahr 1504 sein Fest am 8. April zu feiern. Im Jahr 1574 hörte man damit auf, 1609 wurde das Fest jedoch wieder eingeführt. Heute begeht man seinen Gedenktag am 17. September.

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