Der Berg Karmel
P. Elias Friedman

Gipfel des Karmel an der südlichen Grenze der Bucht von Haifa. Er ist beherrscht vom Gebäudekomplex des Konventes Stella Maris der Unbeschuhten Karmeliten.

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Der Name Karmel hat in der Bibel verschiedene Bedeutungen: "purpurrote Farbe", oder "frische Getreidekörner" oder "Gerstenkörner". Als Attribut für den bestimmten Berg ist das Wort ursprünglich ein Gattungsname und bezeichnet einen mit dichtem Gestrüpp bewachsenen, ausgedehnten Landstrich. Dies ist tatsächlich die typische Vegetationsform auf dem Berg Karmel. Während des ganzen Jahres ist alles grün, denn im Sommer erhält dieses Gebiet genügend Tau durch den Westwind, der das verdunstete Wasser vom Meer herweht. An Tieren gab es - wenigstens früher - vielerlei Arten: im Schutz der Waldungen hausten einst Hyänen, wilde Katzen, Füchse, Wölfe, Schakale und Schlangen. Verschiedene Besucher haben auch Panther beobachtet.

Schon im weit zurückliegenden Altertum hat sich auch der Mensch hier niedergelassen: 25 km südlich von Haifa, in Wadi Murara (Nahal Hame´arot), kann man Grotten besichtigen, in denen zwischen 1929 und 1934 die Archäologin Dorothy Garrod zahlreiche Reste einer Menschenart gefunden hat, die man als Homo Carmelensis bezeichnet. (Foto: Jerusalem, Rockfeller Museum. Reste des Homo Carmelensis).

Berg Karmel. Wadi Murara. Vorgeschichtliche Grotten, in denen zwischen 1929 und 1934 Reste einer Menschengattung gefunden wurden, die man als Homo Carmelensis bezeichnet hat.

Der Berg Karmel besteht aus Hügeln und kleinen Tälern; er hat die Form eines gleichschenkeligen Dreiecks mit eingedrückter Spitze. Dieser Gebirgszug ist die Verlängerung der Berge von Samaria in Richtung Nord-Westen. Die Oberfläche beträgt ungefähr 150 km2, der Gipfel des Karmel liegt am nördlichen Breitengrad 32E51´ und am östlichen Längengrad 32E37´. Der nordwestliche Winkel des Dreiecks, bekannt als "Vorgebirge", endet mit dem Karmelgipfel (Rosh Hakarmel) und bildet die südliche Grenze der Bucht von Haifa. Auf halbem Abhang, 150 m über dem Meeresspiegel, dehnt sich eine Terrasse aus, die bekannt ist als "Ebene des Vorgebirges". Hier befinden sich der Leuchtturm von Haifa und der Konvent Stella Maris, die Hauptkirche des Ordens der Unbeschuhten Karmeliten.

Vom Gipfel des Berges, der sich 482 m über dem Meer erhebt, weitet sich der Blick zur Ebene Esdrelon. Sie ist bekannt als el-Muhraqa. Hier erbauten die Unbeschuhten Karmeliten im Jahr 1883 ein kleines, dem Propheten Elija geweihtes Heiligtum. Es steht in der Nähe jener Stelle, an der nach der Überlieferung das Opfer des Elija stattgefunden hat und wo - wie 1 Kön 18,20-40 berichtet - die Baalspropheten umgebracht wurden. Verschiedene kleine Täler führen vom Bergkamm hinunter zum Mittelmeer. In einem dieser Täler, im Wadi´ ain es-Siah, 4 km von Haifa entfernt, gründeten einige lateinische Eremiten nach dem dritten Kreuzzug (1187 - 1192) ihre Einsiedelei.

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